Bauernpräsident Günther Felßner mit klarem Kurs
Oberwittstadt. Zahlreiche Landwirte und Vertreter der Kommunalpolitik folgten am vergangenen Freitag der Einladung von Minister Peter Hauk MdL und Nina Warken MdB in das Dorfgemeinschaftshaus nach Oberwittstadt. Unter dem Titel „Landwirtschaft und Ländlicher Raum - wir machen es besser“ zeigten beide Ansätze auf, wie die Politik für den Ländlichen Raum und die Landwirtschaft wieder zielgerichteter und realitätsnäher ablaufen soll. Prominente Unterstützung bekamen die beiden hiesigen Abgeordneten vom Präsident des Bayrischen Bauernverbands, Günther Felßner. Felßner selbst stammt aus der Landwirtschaft und bewirtschaftet einen mittelständischen Betrieb im Raum Nürnberg. Er pflegt jeher einen engen Austausch mit den Kollegen des Bauernverbands in Baden-Württemberg, unter anderem mit dem Vizepräsident des Bauernverbands Jürgen Maurer.
Innerhalb der Union gilt Felßner im Falle eines Wahlsieges als der zukünftige Bundeslandwirtschaftsminister. Beim Diskussionsaustausch zeigte sich der Franke kämpferisch: „Im letzten Winter haben wir bei den Bauernprotesten dem Ländlichen Raum, der Landwirtschaft und dem Mittelstand eine Stimme gegeben. Das hat mich dazu bewegt, politisch etwas verändern zu wollen“, betont Felßner. Für ihn ist klar: „Die Mutter aller Politik ist die Agrarpolitik“, was er daran festmacht, dass ohne die Landwirtschaft weder eine Landesverteidigung noch ein Sozialsystem funktionieren könnte. Die Landwirtschaftspolitik der scheidenden Regierung sei nach veralteten Vorstellungen aus den 1980er und 90er Jahre praktiziert worden, frei nach dem Motto „zu viel Nahrung, zu wenig Naturschutz“. Felßner setzt entgegen, dass es sich wieder lohnen müsse mehr Nahrungsmittel zu produzieren, sehr wohl im Hinblick auf den Einklang mit der Natur, aber ideologiefrei und ohne Verbotspolitik oder wahllose Flächenstillegung. „Nahrungsmittel sind weltweit knapp und werden knapper. Wir müssen eine Antwort darauf geben und unsere Bauern können das, wenn man ihnen vertraut“, so der Bauernpräsident.
In den vergangenen Jahren sei in der Landwirtschaft immer mehr Vertrauen verspielt worden. Das unterstreicht Peter Hauk auch im Hinblick auf die Düngeverordnung. „Die Bäuerinnen und Bauern haben eine berufliche Ausbildung als Basis ihres täglichen Handelns und können sehr wohl abschätzen, wann es Zeit ist die Äcker zu bestellen. Es muss Schluss sein mit ständiger Bevormundung und sämtlichen Auflagen, die zu immer mehr Bürokratie und Kontrolle führt“, so Hauk, der zugleich Selbstkritik an der Union äußert, zugleich aber erklärt, dass Gesetze meist als Kompromiss geschlossen werden. „Deshalb ist es wichtig, dass Agrarpolitik und Umweltpolitik aus einer Hand gemacht werden, um sinnige und praxistaugliche Gesetze und Regelungen zu erlassen“, macht Peter Hauk deutlich, wofür er von den rund 70 interessierten Zuhörern Zuspruch durch Applaus bekommt.
Nina Warken nimmt es mit der Bürokratie auf sich und betont, dass weniger Bürokratie an sämtlichen Stellen Kräfte freisetzen würde, die unbedingt gebraucht werden. Beispielsweise sei die Erklärung die Landwirte bei der Abholung von Dünger im Lagerhaus abgeben müssen, dass der explosive Düngerstoff nicht zweckentfremdet wird, völlig absurd. „Unsere Bauern gehen ihrer Landbewirtschaftung nach, dass sie sich derart erklären müssen ist daneben und zeigt, dass die bürokratische Absicherung immer wildere Blüten treibt, die unnötig auch die Lagerhäuser beschäftigen. Solche Bürokratie hilft niemandem und muss weg“, sind sich die Beteiligten einig.
In seinem kurzweiligen Vortrag geht Günther Felßner auf vier zentrale Punkte ein, wie seiner Meinung nach die Transformation in der Landwirtschaft gelingt. Erstens muss seiner Auffassung nach die Ernährung sichergestellt werden, was nur durch Flächenbewirtschaftung gelingt. Zweitens können Landwirtschaft und regenerative Energien Hand in Hand gehen. Durch multifunktionale Flächennutzung kann ein weiteres Standbein für Landwirte entstehen. Im Übrigen sei die Landwirtschaft nicht nur Motor, sondern auch Bereitsteller von Flächen für erneuerbare Energien, sei es für Photovoltaik, Windkraft oder Biomasse. Drittens müsse es gelingen Nachhaltigkeit fortzudenken und beispielsweise pflanzliche Stoffe statt Plastik einzusetzen. Als Beispiel nennt Felßner den Einsatz von Tüten aus Maisstärke statt aus Plastik, bei der Verpackung von Salatköpfen. Und viertens sei es ausschlaggebend, dass Ressourcenschutz durch eine mehrfache, kaskadische Nutzung gelingt. Das klappt nach Auffassung von Felßner beispielsweise durch Züchtungserfolg oder aber auch durch die Nutzung von scheinbaren Abfallprodukten wie Stroh oder Mist. „Wir dürfen unsere Landwirte nicht im Denken einschränken, sondern sie mit ihrem Expertenwissen machen lassen“, so Felßner.
Die anschließende Diskussionsrunde zeigte deutlich, dass in der Mitte der Landwirtschaft Redebedarf besteht, und gleichermaßen der Wunsch nach einem Ende von Bevormundung und Überregulierung. Die anwesenden Landwirte stellten unter anderem Fragen zur Düngeverordnung und zur Bürokratie, welche von den politischen Vertretern der Reihe nach beantwortet werden konnten. Peter Hauk dankte zum Abschluss für die gelungene Veranstaltung und verspricht eine gute Zusammenarbeit in der Landwirtschaftspolitik.